Das Musikgeschäft ist eine sich ständig verändernde Branche. Musik als Karriere sieht heute ganz anders aus als für frühere Generationen. Viele Musiker erlernen Fähigkeiten, die zuvor außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs lagen. Früher reichte es aus, einfach ein großartiger Musiker zu sein, um erfolgreich zu sein. Ist das immer noch der Fall oder ist es in der heutigen Musikbranche besser, vielseitig qualifiziert zu sein?
Hier erfährst du, worauf es für dich ankommt: ob es besser ist, ein Allrounder oder ein Spezialist zu sein.
Schauen wir uns zunächst einmal an, was diese Begriffe überhaupt bedeuten.
Ein Spezialist ist jemand, der nur eine Sache beherrscht - zum Beispiel singen oder Gitarre spielen.
Aber was ist mit dieser einen Sache genau gemeint? Wenn du Sänger bist, beherrschst du dann alle Genres? Kannst du in einem Tag, rappen, Heavy Metal, Schlager und Popmusik spielen? Oder bist du der Leadsänger für einen einzigen Act?
Wenn du dich mit diesen Fragen beschäftigst, wirst du feststellen, dass deine Nische nicht nur durch deine Fähigkeiten definiert ist. Es kann auch um das Genre oder einen Teil der Branche gehen, den du besetzen möchtest. Nehmen wir an, du möchtest dich als Sänger ganz auf die Musiklizenzierung konzentrieren. Vielleicht würdest du Session-Vocals für Musik machen, die für die Lizenzierung bestimmt ist. Diese spitze Positionierung würde erfordern, dass du ein Allrounder im Gesang bist.
Je nach Perspektive kann ein Spezialist also auch ein Allrounder sein.
Das beste Beispiel für einen Allrounder wäre jemand, der wirklich nur eine Sache in einem Genre oder Geschäftsbereich ausübt. Wenn du zum Beispiel nur Rockabilly-Liebeslieder singst, die für Spotify bestimmt sind, könntest du als reiner Spezialist gelten.
Wie du siehst, hängt es von der Betrachtungsweise ab, ob du dich als Allrounder bezeichnest. Wie sieht also ein musikalischer Allrounder aus? Wie bereits erwähnt, könnte dieser einen engen Fokus in der Branche haben.
Ein echter Allrounder könnte aber auch mehrere Instrumente in mehreren Genres und für mehrere Zwecke spielen, z. B. der Gitarrist/Drummer/Produzent/Mixer, der auf allen möglichen Platten zu hören ist, von Polka über Trailermusik bis zu Klassik, Hip-Hop und Heavy Metal.
Ein anderer musikalischer Allrounder konzentriert sich vielleicht auf ein oder zwei Genres, macht aber auch alles andere, was mit Musik zu tun hat, z. B. Social Media Management, Grafikdesign, Videobearbeitung, Schreiben usw. So ein vielseitiger Musiker könnte alle seine verwandten Fähigkeiten verkaufen, um über die Runden zu kommen.
Egal, ob du am Ende des Tages ein Allrounder oder ein Spezialist bist, handelt es sich mehr um ein Kontinuum als eine Entweder-Oder-Frage.
Spezialisten sind genau das – Spezialisten. Wenn du dich auf eine Sache konzentrierst, ist es wahrscheinlicher, dass du darin ein Profi wirst. Wenn du zum Beispiel einer der besten Schlagzeuger der Welt sein willst, ist es schwierig, gleichzeitig noch Schlagzeug und Klavier zu üben – und Videos zu produzieren.
Wenn du dich hingegen auf einen Geschäftsbereich konzentrierst, kannst du dir schneller einen Ruf in der Branche aufbauen. Solltest du bereits mit anderen Lebensaufgaben beschäftigt sein oder du hast den Traum, ein großer Star zu werden, kann ein Fokus helfen. Das soll nicht heißen, dass große Rockstars keine Allrounder sein können, aber der Weg zum Ruhm gestaltet sich einfacher, wenn du Spezialist bist und als Klassenbester giltst.
Wer nur eine Fähigkeit beherrscht, neigt weniger dazu, sich zu überfordern und zu verzetteln als ein Allrounder. Auch ist es einfacher, den eigenen Bereich zu beschreiben, für Gigs gebucht zu werden und zu üben, wenn es nur eine Aufgabe gibt.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Spezialisten nicht ausbrennen können. Manchmal kann der Fokus auf eine einzige Fähigkeit zur Besessenheit führen. Wenn man zu viele 15-Stunden-Praxistage aneinanderreiht, kann man schnell die Lust an der eigenen Leidenschaft verlieren. Spezialisten sollten also das Gleichgewicht behalten und Pausen einlegen. Bleibst du ausgeglichen, zahlt sich die Erfahrung als Spezialist definitiv aus. Schließlich gibt es nichts Besseres als das Gefühl, in einer Sache Weltklasse zu sein.
Der größte Vorteil eines Allrounders ist die Diversifikation. Solltest du mit einem Fachgebiet nicht genügend verdienen, kannst du auf ein anderes zurückgreifen. Allrounder neigen dazu, solide Karrieren aufzubauen, die den Veränderungen in der Branche standhalten können.
Darüber hinaus ist man als Allrounder in der Musikbranche langfristig gut aufgestellt. Ein Tontechniker, der kein Musiker ist, verfügt zwar über fundierte technische Kenntnisse, hat es aber vielleicht schwerer, mit Musikern zu kommunizieren. In ähnlicher Weise verstehen Sänger, die Instrumente spielen, ihre Bandkollegen besser, und Bands, die sich mit Aufnahmen auskennen, sind im Studio effizienter.
Ein Allrounder zu sein bedeutet auch, dass man mehr erreichen kann, ohne sich auf andere verlassen zu müssen. Dies kann die Dinge beschleunigen und dir mehr Gewinn bringen. Wenn du z. B. mehrere Instrumente spielst und mischst kannst du Songs fertigstellen, ohne auf andere Musiker und Techniker warten zu müssen, Sessions zu buchen oder Honorare zu zahlen oder Backend-Tantiemen zu teilen.
Der Nachteil ist natürlich überwältigt zu werden – und alles selbst zu machen, kann zu Burnout führen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Arbeit in einem Vakuum zu einer geringeren Arbeitsqualität führen kann. Das stellt allerdings kein Problem dar, wenn du jemand bist, der viel mit anderen zusammenarbeitet. Wenn man aber viele Eisen im Feuer hat, besteht die Gefahr, sich zu verzetteln. So oder so kann mangelnder Fokus es manchmal schwierig machen, sich einen Ruf aufzubauen.
Dennoch ist es für manche Menschen befriedigender, vielseitig qualifiziert zu sein, als sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Sich in vielen Bereichen auszuprobieren ist spannend. Neugierige Menschen, die gerne immer wieder Neues lernen, machen sich gut als Allrounder.
Wie spezialisiert du bleibst und worauf du dich fokussierst, ist für jeden Musiker unterschiedlich. Anstatt darüber nachzudenken, ob du ein Allrounder oder ein Spezialist sein willst, denke über dein persönliches Gleichgewicht nach. Wenn du dich schnell langweilst und neue Herausforderungen brauchst, ist der Weg eines Allrounders möglicherweise besser für dich geeignet. Solltest du mehr daran interessiert sein, dein Wissen zu vertiefen – dann bist du vielleicht eher als Spezialist geeignet. In den meisten Fällen wird die Antwort irgendwo dazwischen liegen.
Dein Erfolg als Musiker hängt davon ab, worin du gut bist und wofür du dich interessierst. Wenn du ein Meister im Singen bist, dich aber nicht von der Mix-Konsole fernhalten kannst, ist es nicht verkehrt, beides zu tun. Der Aufbau eines guten Rufs in beiden Bereichen könnte dir jedoch zu zeitaufwändig sein. Wenn du ein großartiger Ingenieur und ein schlechter Musiker bist, dann sollte dein Geschäftsmodell wahrscheinlich darin bestehen, hinter dem Glas zu stehen.
Clevere Unternehmen jeglicher Branche halten die Dinge so einfach wie möglich, so dass es durchaus sinnvoll ist, für eine Sache bekannt zu sein. Wenn man sich für einen Weg entscheidet, ist es einfacher, sich einen Ruf aufzubauen. Solltest du etwas wirklich gut können, ist dies für die erfahrenen Akteure der Branche beeindruckender.
Einige Wege brauchen jedoch länger, um Früchte zu tragen und sind riskant. Ein Allrounder zu sein, oder zumindest jemand, der mehr als eine Sache beherrscht, kann dir helfen, ein solides Einkommen und ein Netzwerk in der Branche aufzubauen. Ist es beispielsweise dein Ziel, ein Rockstar zu werden, wird es einige Zeit dauern, bis du deinen Auftritt meisterst. In der Zwischenzeit wirst du eine Finanzierung benötigen. Du könntest dir einen Tagesjob suchen, aber wenn du ein großartiger Session-Spieler bist,ist es vielleicht besser, dein "Tagesgeld" zu verdienen, indem du bei Sessions mitspielst und Verbindungen zur Industrie aufbaust.
Die meisten erfolgreichen Musiker finden eine Balance, die sich für sie richtig anfühlt. Dazu gehören Dinge, die sie gut machen, Dinge, die sie weniger gut machen und Dinge, die sie gar nicht erst angehen. Sowohl Allrounder als auch Spezialisten sollten wissen, wann man sich fokussiert und wann man sich lieber breiter aufstellt. Viele Allrounder können kurz und bündig definieren, was sie tun - zum Beispiel: “Ich bin Produzent“ – aber hinter den Kulissen übernehmen sie viele Rollen. Ebenso finden sich die meisten Spezialisten im Laufe der Zeit in verschiedenen Situationen wieder - sie spielen beispielsweise Gitarre in einer Rockband und werden dann eingeladen, in einer Jazzband zu spielen.
Alle Musiker probieren sich irgendwann einmal aus. Manche Leute stellen sich breit auf, andere bleiben spezialisiert. Ganz gleich, wofür du dich entscheidest – ob du dich auf eine Sache fokussierst oder alles machst – der Schlüssel zum Erfolg ist, du selbst zu sein.
In jedem Fall musst du nicht alles machen. Es gibt großartige Menschen für jede musikalische Aufgabe - von Session-Playern über Grafiker bis hin zu Mixing Engineers. Anstatt allein zu arbeiten, kannst du ein großartiges musikalisches Team engagieren, das dir hilft, deine Ziele zu erreichen. Also sei du selbst, such dir Unterstützung und rock das!