Viele glauben, dass Influencer der simpelste Job der Welt ist. Du reist ständig um die Welt, erhältst Wagenladungen kostenloser Produkte und wirst dafür bezahlt, ein paar Fotos zu posten. Tatsächlich sind Influencer aber weitaus mehr als lebendige Schaufensterpuppen, die viel Geld für wenig Arbeit erhalten. Vielmehr sind sie Ein-Mann- oder Ein-Frau-Unternehmen, die sich genau wie jedes andere Unternehmen mit Marketing, Strategie, Kommunikation und Networking auseinandersetzen müssen.
Niemand weiß das besser als Masha Sedgwick, eine der ersten großen deutschen Influencerinnen. In unserem Interview spricht die Berlinerin mit uns über ihre Selbstständigkeit, Hindernisse, den Mut Neues zu probieren und auch, was die Unternehmerin der Zukunft ausmacht.
Wenn du mehr darüber lernen willst, was es bedeutet, die eigenen Träume zu verwirklichen und jeden Tag einen Job zu machen, den du liebst, dann lies jetzt weiter.
Hallo, ich bin Masha und blogge seit 2010, hauptberuflich seit 2013. Anfangs war mein Blog noch ein digitales Tagebuch, über die Zeit habe ich ihn jedoch zu einem Medium entwickelt, auf dem ich über Mode, Lifestyle und alles andere schreibe, was mich bewegt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nur schreibe. Ich style, model, fotografiere, spreche auf Konferenzen und berate Unternehmen zu Social Media und Influencer Marketing.
Ich liebe diese Vielseitigkeit, aber das macht es schwer, wirklich zu definieren, wo meine Arbeit anfängt und wo sie aufhört. Trotzdem bezeichne ich mich meist als Influencerin. Die Menschen haben den Begriff im Kopf und wissen dann ungefähr, was ich tue. Es ist zwar eine Schublade in die ich gesteckt werde, aber es ist eine, die einigermaßen funktioniert.
Influencer ist ein Job wie jeder andere. Du kannst ihn lieben, ihn hassen, gut machen oder weniger gut machen. Deshalb kann ich nicht für alle Influencer sprechen. Bei mir sieht es jedoch so aus:
Ich arbeite mit vielen verschiedenen Medien. Ich produziere also nicht nur Posts für Instagram, sondern schreibe auch ein bis zwei Artikel pro Woche für meinen Blog, die recherchiert, geschrieben und gesetzt werden müssen. Weiterhin arbeite ich viel mit Pinterest, spreche auf Konferenzen, berate Unternehmen, gebe Interviews und bin auch auf den unterschiedlichsten Events.
Für mich bedeutet, Influencer zu sein, ein Sprachrohr zu sein. Und mein Job ist es, diese Möglichkeit zu nutzen, um über die Dinge zu sprechen, die mir am Herzen liegen.
Ich arbeite mit einem kleinen Team aus Freelancern. Da ist mein Management, meine Assistentin, ein paar Fotografen und ein Übersetzer. Diese helfen mir, meine Visionen Realität werden zu lassen.
Da ich sehr frei und flexibel arbeite, arbeite ich häufig mit anderen talentierten Menschen zusammen. Meist finde ich sie über mein Netzwerk, schreibe Stellen aus oder nutze Plattformen wie Fiverr, um die besten Talente für den Job zu finden.
Sobald etwas automatisch passieren kann, lagere ich es aus. Das hilft mir, Projekte größer zu denken und umzusetzen. Anfangs war es schwierig, Sachen abzugeben, gleichzeitig ist es aber auch notwendig. Wenn du dich im Alltag immer wieder mit den gleichen Dingen beschäftigst, kannst du dich nicht weiterentwickeln. Und gerade im kreativen Bereich ist Weiterentwicklung die Grundlage jedes erfolgreichen Unternehmens. Mittlerweile arbeite ich seit über 10 Jahren in der Kreativbranche und bin stolz darauf, nach so langer Zeit bei meinen Kunden und Followern immer noch als Vorreiterin zu gelten. Würde ich nicht ständig neue Dinge ausprobieren können, würde das wahrscheinlich anders aussehen.
Ich denke es ist wichtig, alltägliche Aufgaben zu beherrschen, gleichzeitig aber auch mutig genug zu sein, sie abzugeben und sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren. Deshalb lagere ich so viel wie möglich aus, denn so habe ich Zeit und Raum für den wichtigsten Aspekt meines Jobs: Die Kreativität.
Unter anderem. Für mich steht Kreativität im Mittelpunkt und ich glaube, dass Menschen genau das an mir schätzen. Hinzu kommt aber auch, dass ich für meinen Job brenne, was mir erlaubt, mutig genug zu sein, um Neues auszuprobieren, auch wenn ich damit vielleicht scheitern könnte.
Das kann ich so genau gar nicht sagen. Ich liebe ihn einfach. Als ich damals anfing zu bloggen, habe ich es nur aus Liebe zum Schreiben getan. Ich wusste damals nicht einmal, dass man Geld damit verdienen kann.. Erst später habe ich gemerkt, dass ich immer mehr Menschen erreiche und dabei entdeckt, dass man mit Bloggen Geld verdienen kann. Das war wie ein 6er im Lotto für mich, denn nun konnte ich Geld mit dem verdienen, was ich liebe.
Darüber habe ich schon öfter nachgedacht. Selbstständigen werden in Deutschland leider immer wieder Steine in den Weg gelegt. Richtig oft hast du ziemlich ähnliche gesetzlich Verpflichtungen wie große Unternehmen, ohne jedoch die steuerlichen Vorteile durch riesige Umsätze oder Einfluss auf die Politik zu haben. Manchmal ist das ziemlich hart, aber wenn ich tief in mich hineinhöre, kann ich mir trotzdem keinen anderen Job vorstellen.
Weil ich so mein eigener Chef bin. Lässt du dich anstellen, dann hast du einen Chef. Und da draußen gibt es Chefs, die großartig sind, die dich inspirieren, fordern und fördern. Aber sind wir mal ehrlich: Wie oft hast du so einen Chef?
Häufig ist es so, dass dein Vorgesetzter eher an seine eigene Karriere denkt und dich blockiert. Für mich ist es verdammt frustrierend, wenn ich mich nicht ausprobieren und entfalten kann.
Ich habe viele Fehler gemacht. Manchmal habe ich auf das falsche Netzwerk gesetzt, manchmal auf die falschen Menschen. Manchmal war ich mit einigen Dingen einfach zu spät, manchmal zu früh und andere habe ich komplett ignoriert. Als Selbstständige machst du automatisch Fehler. Es ist die Folge davon, wenn du ständig neue Dinge ausprobierst. Aber das ist okay.
Mir persönlich war es immer nur wichtig, dort keine Fehler zu machen, wo es wirklich darauf ankommt. Sowas wie finanzielle Rücklagen, Steuern und rechtliche Vorgaben. Da gehe ich kein Risiko ein, aber im kreativen Bereich? Das ist eine ganz andere Sache.
Einfach weitermachen. Es bringt nichts, sich ewig darüber zu ärgern. Du musst einen Haken dahinter setzen und weiter gehts. Du kannst weder die Vergangenheit ändern, noch nicht in die Zukunft blicken. Alles was dir bleibt, ist dich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Das ist leichter gesagt als getan, aber am Ende des Tages bleibt dir nichts anderes übrig.
Unternehmen setzen häufig allein auf Reichweite, wenn sie mit Influencern zusammenarbeiten. Sie beschäftigen sich kaum mit der Person hinter dem Instagram-Account, dabei ist diese das wichtigste im Influencer Marketing.
Als Unternehmen solltest du weniger auf Reichweite schauen und dich stattdessen fragen, ob die Person zu deinem Unternehmen passt. Tritt sie für die gleichen Werte ein, versteht sie die Mission deines Unternehmens und so weiter.
Außerdem ist es wichtig, zu verstehen, was die Anzahl der Follower eines Influencers bedeutet. Denn Reichweite allein bringt nichts. Sie muss zielgerichtet sein. Deshalb sollten Unternehmen immer fragen, woher die Follower kommen. Lokale Unternehmen brauchen keine Influencer mit internationalem Publikum, ein großer Konzern hingegen schon.
Täglich sehen wir neue Technologie und somit Möglichkeiten. Das ist großartig, bedeutet aber auch, dass sich die Welt immer schneller dreht. Für die Unternehmerin der Zukunft ist es wichtig, schnell und mutig zu sein, wenn sie wirklich etwas reißen will. In Zukunft hast du nicht mehr den Luxus, dass du dich ewig mit einer einzigen Idee beschäftigen kannst. Du musst deine Ideen schnell umsetzen, denn deine Konkurrenz tut es definitiv. Die Unternehmerin der Zukunft muss außerdem mehr können und wissen, sich aber gleichzeitig nur auf die Dinge konzentrieren, die sie liebt und wirklich gut kann. Für alles andere muss sie bereit sein, sich Unterstützung zu holen.
Außerdem glaube ich, dass die Unternehmerin der Zukunft Haltung zeigen muss. Die Zeiten von gesichtslosen Unternehmen sind vorbei. In Zukunft wird der Mensch immer weiter im Mittelpunkt stehen und wer hier bestehen will, muss sich selbst und seine Überzeugungen positionieren. Nichts tun wird in der Zukunft bestraft, denn die Menschen da draußen wollen von Unternehmen umgeben sein, die für die gleichen Dinge stehen wie sie selbst.
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