Wenn du auf diesem Artikel gelandet bist, müssen wir dir nicht erklären, was eine Freelancer-Nische ist. Vermutlich kennst du bereits unzählige Artikel zu diesem Thema und doch solltest du diesen hier lesen. Denn wir behaupten, dass du als Freelancer gar keine Nische brauchst.
Neugierig?
Dann fangen wir am Anfang an.
Eine Freelancer-Nische ist ein spezieller und profitabler Teil des Marktes. Diese wird durch zwei Faktoren bestimmt.
Eine Freelancer-Nische zu besetzen, bedeutet, sich in beiden Faktoren zu spezialisieren. Einerseits auf das Aufgabengebiet, andererseits auf die Branche
So können Nischen aussehen:
Je spezialisierter du in einem Bereich bist, desto spitzer die Freelancer-Nische, die du im Markt besetzt.
Je spitzer deine Freelancer-Nische ist, desto weniger Konkurrenz und Nachfrage gibt es.
Als Generalist bist du ein kleiner Fisch in einem großen Teich.
Als Spezialist bist du ein großer Fisch in einem kleinen Teich.
Aber welcher Fisch ist nun der beste?
Wenn du nach Ratgebern und Anleitungen suchst, wie du dein Freelance Business aufbauen sollst, wirst du immer wieder über Nischen stolpern.
Der breite Konsens im Netz ist, dass du eine Nische brauchst, um erfolgreich zu sein.
Haben Generalisten also keine Chance?
Darauf gibt es leider keine simple Antwort
Die Wahrheit ist: Es gibt nicht das eine Geheimrezept für eine erfolgreiche Karriere als Freelancer. Freelancer-Nischen können helfen, wobei die Betonung auf “können” liegt.
Wir werden dir zeigen, wie dir eine Freelancer-Nische helfen, aber auch, wie sie dir schaden kann.
Zuerst die guten Dingen einer Freelancer-Nische.
Wenn du in einer Stadt lebst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass bereits jetzt, direkt in deinem Viertel, jemand wohnt, der das gleiche tut wie du. Vielleicht sogar besser und günstiger. Aktuell gibt es hunderttausende Freelancer und jedes Jahr werden es mehr.
Bei all dieser Konkurrenz ist es schwierig, sich durchzusetzen.
Außer natürlich du hast einen USP, der dich einzigartig macht. Denn mit einem richtigen USP, hast du keine Konkurrenz mehr. Schließlich macht er dich einzigartig.
Als Experte in einer Freelancer-Nische hast du weit mehr Branchenerfahrung als deine Konkurrenz. Und das kann ein ziemlich starker USP sein. Durch ihn sehen Unternehmen direkt, dass du dich unterscheidest.
Als Freelance Designer ist deine Konkurrenz nahezu grenzenlos. Als Social Media Designer für Deutsche FinTech Startups teilst du dir den Kuchen jedoch mit kaum jemand anderen.
Die Codezeilen hinter Google, Facebook und Co. bestimmen, was gefunden wird und was nicht. Ohne Suchmaschinen und Algorithmen geht nichts mehr.
Der Vorteil einer Nische ist, dass du ganz automatisch Suchbegriffe besetzt, nach denen deine Traumkunden suchen.
Wenn Unternehmer jemanden suchen, der PPC Ads für sie schreibt, werden sie nicht nach “PPC Ads” suchen, denn die Ergebnisse sind zu allgemein.
Stattdessen werden sie nach PPC Ads speziell für ihre Branche suchen.
Zum Beispiel: “PPC Texter für Supplement Shop”
Falls das deine Freelancer-Nische ist, dann wirst du darüber gefunden werden.
Erst wenn du dich auf eine Nische konzentrierst, wirst du zum wahren Experten.
Als Generalist hast du immer unterschiedliche To-Dos und lernst aus verschiedenen Bereichen. Als Spezialist hast du jedoch immer die gleichen oder ähnlichen Aufgaben auf dem Tisch. Und je öfter du sie erledigst, desto tiefer wird dein Verständnis der Probleme und Lösungen.
Wenn du in einem Jahr als Freelancer 300 Artikel schreibst, wirst du das Schreiben von Artikeln auf eine ganz andere Art und Weise verstehen als jemand, der lediglich 10 Artikel in einem Jahr geschrieben hat.
Genauso ist es mit der Branche. Wenn du dich ein Jahr lang nur mit Babynahrung beschäftigst, wirst du mehr Fachwissen besitzen als jemand, der sich erst einarbeiten muss.
In einer Freelancer-Nische entwickelst du Expertise. Und Expertise entwickelt deinen Stundenlohn ganz automatisch.
Spezialisierung vertieft nicht nur dein Fachwissen. Sie steigert auch deine Produktivität.
Wenn du immer wiederkehrende Aufgaben erledigst, optimierst du dabei deine Prozesse und entwickelst Automatismen. Wofür du früher eine Stunde gebraucht hast, erledigst du nun in 20 Minuten.
Wenn du eine Weile in deiner Nische arbeitest, wirst du effizienter arbeiten als deine Konkurrenz.
Das bedeutet mehr Volumen in der gleichen Zeit.
Als Freelancer eine Nische zu besetzen hat unschlagbare Vorteile. Doch Nischen bergen auch Risiken, über die selten gesprochen wird.
Dazu kommen wir jetzt.
Um dir zu zeigen, dass du keine Nische brauchst, um erfolgreich als Freelancer zu sein, haben wir nach einem Freelancer gesucht, der genau das ist. Erfolgreich ohne Nische.
Dieser Freelancer ist Marc Perino, ein kreatives Schweizer Taschenmesser mit einem vielschichtigen Lebenslauf und Fotograf unseren aktuellen Kampagne. 2003 begann er als freiberuflicher Regisseur zu arbeiten, 2008 begann er mit einem Geschäftspartner zu fotografieren und 2012 übernahm er Projekte als Art Director. Nebenbei übernimmt er auch noch Aufträge als Webdesigner und Retoucher.
Wenn dich einer überzeugen kann, dass du keine Nische brauchst, dann ist es er.
Würdest du dich selbst als erfolgreich bezeichnen, wenn du viel Geld damit verdienst, Gras beim Wachsen zuzuschauen?
Vermutlich nicht.
Die große Gefahr bei Freelancer-Nischen ist, dass deine Arbeit zu einem digitalen Fließbandjob verkümmert.
Grundsätzlich ist das nichts Schlechtes, aber eben auch nichts Gutes.
Ob diese Art der Tätigkeit gut für dich ist, hängt von deiner Persönlichkeit ab. Für die Einen ist digitale Fließbandarbeit das Paradies, für die anderen die Hölle.
Marc gehört zu letzteren. Im Gespräch fragen wir, was ihn antreibt, auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Seine Antwort: “Ich bin einfach schnell von einer Sache gelangweilt.”
Wenn du ein Menschen mit vielfältigen Interessen bist, der dazu neigt, sich schnell zu langweilen, dann kann eine Freelancer-Nische deine Karriere ersticken.
Die meisten Freelancer fürchten sich vor Nischen, weil sie glauben, dass sie dadurch weniger verdienen können.
Das ist so nicht ganz richtig. Nischen-Marketing setzt darauf, dass du ein großer Fisch in einem kleinen Teich bist. Als Experte wirst du höhere Stundensätze aufrufen. Die Nachfrage in einer Nische ist zwar kleiner, dafür aber wertvoller. Du tauschst Quantität gegen Qualität.
Das wahre Problem ist nicht, dass in Freelancer-Nischen zu wenig Nachfrage herrscht. Das Problem ist, zu wissen, in welchen Nischen genügend Nachfrage herrscht.
Natürlich lässt sich das vorher abschätzen. Doch ob es am Ende reicht, um die Miete zu zahlen, erfährst du oft erst, wenn es zu spät ist.
Weiterhin können sich Nachfragen immer wieder verschieben.
Heute suchen Unternehmen händeringend nach SEO-Schreibern. Mit der Explosion von künstlicher Intelligenz und Startups wie Phrasee ist aber fraglich, ob es diesen Beruf in 5 oder 10 Jahren noch geben wird.
Alles ändert sich und damit auch, wofür Menschen bereit sind, Geld auszugeben. Wenn du dich auf eine Freelancer-Nische spezialisiert, verdienst du mehr, trägst aber auch das Risiko, in einer sterbenden Nische zu hocken.
Natürlich entwickelst du dich als Freelancer weiter und kannst - falls deine aktuelle Nische wegbricht - in eine neue vorstoßen. Doch das bedeutet Arbeit.
Als Nischen-Dienstleister sehen dich deine Kunde als den Experten einer bestimmten Sache. Wenn du sie überzeugen willst, dass du auch andere Dinge kannst, musst du fast wieder bei 0 anfangen.
Wie Marc sagt: “Die Menschen stecken dich in eine Schublade und da bleibst du dann auch.”
Besonders für Kreative können Freelancer-Nischen tödlich sein.
Kreative Menschen sind kreativ, weil sie Wissen und Erfahrungen aus anderen Bereichen auf ihr Gebiet übertragen. Ein Romanautor findet Inspiration in Filmen, ein Designer in Kunst der Antike, ein Texter für E-Mails in Überschriften der Tageszeitungen usw.
Wenn du jeden Tag immer mit den gleichen Themen und Aufgaben konfrontiert wirst, leidet unweigerlich deine Kreativität. Der Grund ist, dass du immer stärker auf Autopilot arbeitest. Du entwickelst Gedankenmuster und Templates, nach denen du deine Aufgaben abarbeitest. Dadurch arbeitest du zwar effizienter (siehe oben), doch vernachlässigst dabei deine kreativen Muskeln.
In so einer Situation ist es schwierig, über den Tellerrand zu blicken und die eigenen Grenzen zu verschieben.
Eine Freelancer-Nische wird schnell zu einer Komfortzone.
Und Komfortzonen sind bequem. Zu bequem.
Der offensichtlichste Vorteil, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen, ist Cross Selling. Es ist leichter einem Bestandskunden neue Dienstleistungen zu verkaufen als einem Fremden.
Für Marc werden so aus Fotoshootings durchaus auch Aufträge für eine neue Webseite oder aus Aufträgen für Webseiten kleine Shootings.
Crosselling braucht Verhandlungsgeschick, ist jedoch eine attraktive Einkommensquelle für Freelancer.
Als Spezialist, wird Cross Selling jedoch schwierig.
Es gibt nicht den einen Weg, um als Freelancer erfolgreich zu sein. Du kannst Erfolg finden, indem du eine Freelancer-Nische besetzt, du kannst aber auch erfolgreich sein, wenn du dich als Generalist positionierst.
Welchen Weg du gehen solltest, hängt von deinem Business ab und vor allem von dir. Erfolg bedeutet nicht nur viel Geld zu verdienen, sondern Geld zu verdienen und dabei zufrieden zu sein.